So war’s: Vernissage der Photos von Ratko Delorko „Travelling Pianist“

Der erste Eindruck täuscht.

Die Assoziation mit Winni, dem gemütlichen Bär, der mit der großen Pfote in das Honigfass langt und das Leben genießt, ist ja per se nicht Schlechtes. Auch bei Ratko Delorko stimmen diese Bewegungen, bar jeder Hektik. Einigen wir uns auf die unbesteitbare Tatsache, daß dieser Mann in sich ruht und nicht nur seine schwarz-weißen Tasten im Griff hat, sondern genauso gut in aller Ruhe seine erspähten Motive.

Dafür würde er sogar aus dem fahrenden Auto springen, wenn die Motivklingel in seinem Kopf  Alarm schreit. Behauptet er jedenfalls.

Pianorollen in GroßenfehnSind es die Formen oder die Farben, die ihm  die sofortige Ablichtung befehlen? Das kann er noch nicht einmal sagen, er vermutet das „Gesamtbild“, wahrscheinlich ist es das in seinem Kopf.

Denn in den meisten Fällen zeigt er ja auch nur den Ausschnitt aus einer größeren, mindestens genauso farbenfrohen  Umgebung. Der Mann schreckt sicher nicht davor zurück, von einer Schwarzwälderkirschtorte allein die zentrale Kirsche auszusuchen und den Rest zu ignorieren.

Spätestens heben hier die Liebhaber asiatischer Lebensweisheiten den Finger und rufen:
Buddha! Zen!  Da ist was dran.

Von Klein auf war er nicht nur auf die photographische Aufnahme alleine konzentriert. Jahrelang hat er seine Beute in der Dunkelkammer auch selbst verfeinert, anfangs sogar mit Unterstützung eines Photographenmeisters. Eine tiefergehende Erfahrung wird man ihm also nicht abstreiten können – die Übereinstimmung mit der Art, wie er das Thema Musik angeht, ist unübersehbar. So zeigt sich in der Schulung kommender Genies das Streben nach Perfektion, selbst in Randgebieten: Als Pionier der virtuellen Schulung hat er für seine Lehrgänge eine spezielle Beleuchtungs- und Kamerainstallation entwickelt. Bei der kann man jede, aber auch jede Feinheit seines Spiels nachverfolgen. Ein Blick von oben, von den Seiten, sogar von den Pedalen zeigt seinen Studenten mehr Einzelheiten, als sie bei einer Gegenwart von ihrer Position persönlich erkennen könnten. Wenn er spielt, dann mit offenen Karten.

Lampenfieber? Kennt er nicht (mehr). Bei einer amerikanischen Kampfschwimmereinheit hat er die totale Fokussierung auf jede vor ihm liegende musikalische Aufgabe verinnerlicht. Das lässt ihn sogar noch kurz vor seinem Spiel völlig unbeeindruckt zu einer Kamera greifen, um eine Besonderheit abzulichten.

Aufnahmen von Details weltbekannter Bühnen zeigen eine geradezu ironische Freude an Dingen, die Lampenfiebrige mit zitternden Händen nie bemerken würden.

 

 

 

 

 

 

Die Ausgewogenheit der in sich ruhenden Bilder ist exemplarisch, da ist nichts dem Zufall überlassen. Dieses Kontemplative sollte man auf sich wirken lassen.

 

 

 

Dass es auch eine hervorragende Einstimmung in sein Klavierkonzert am 12.11.  in der Museumshalle von QQTec ist, stelle ich einfach mal so in den Raum.

Die Ausstellung „Travelling Pianist“ ist an den Sonntagen 12.11. (also am Konzerttag)  und am 19.11. jeweils von 14 bis 16:00 geöffnet.

 

mikkosch

 

 

 

 

 

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