Vom Detektor über das Gebissradio zum Schneewittchensarg und weiter …
So viele Besucher, die Radios sehen und nicht nur hören wollten! Die Halle war voll.
Dieter Hinsch, der Vorsitzende des Ortsverbands Hilden im DARC (Deutscher Amateur Radio Club), oft in der Museumshalle zu finden bei den Treffen der Radioliebhaber, gab zu der Beispielsreihe der Radios aus der Ahnengalerie seine Kommentare, und stellte erfreulicherweise auch die Vorreiterrolle des Ungarn Nicolas Tesla heraus, der Marconi und Edison deutlich voraus war, aber leider vom Nobelpreiskommitee vergessen wurde.
Dieter Hinsch erklärt
Aus jeder Epoche zeigte er ein Radio, vom strengen düsteren Art-Déco Klotz im Batman-Gotham-Design bis zum funktionalen, reduzierten Braun-Radio eines Dieter Rams.
Dass sich auch die Rundfunktechnik dahinter verbesserte, ist beim Hören offensichtlich.
Vom Mono-Gequäke einer Detektor-Mittelwelle über den Volksempfänger 301 (die Zahl feierte das Datum der Machtergreifung ’33), der ausländische Sender kaum hören konnte und später auch nicht mehr durfte, bis zum angeblichen Konzertklang aufdringlich wohnzimmerprägender Tonmöbel der Fuffziger.
So viel Schreinerarbeit, sehr dominant zur vergleichsweise übersichtlichen Technik, aber es passte in die Zeit, irgendwie Eisbein mit Sauerkraut Doppelfettstufe als Lohn für den Wiederaufbau.
Und diese Programmtasten! Abgeschaut einem großbürgerlichen Klavier, in Elfenbein – als „Gebissradio“ bespöttelt.
Dann nach den Fünfzigern der Übergang zum optisch zurückhaltenden Stereoradio in skandinavischer Anmutung, helles Holz mit Weiß oder Grau und dem Plattenspieler unter der Plexiglashaube.
Voilà, der „Schneewittchensarg“ von Braun (rechts vorne).
Den hörte man, aber man sah ihn kaum noch. Und das „Magische Auge“ wurde nicht wirklich vermisst.
Wunderbar, diese Vergleichsmöglichkeiten.
Die Schenkung der Familie Biel aus Solingen, die vermutlich irgendwann mal halb Solingen unterkellert hatte, um Unmengen von Radios aus den Dreißigern und Vierzigern zu horten,ergänzte die Sammlung um Exponate einer Zeit, die im Museum bislang nicht so deutlich vertreten war.
Rund 50 Art-Deco-Radios hinter dem Glitzervorhang
wurden feierlich von der Familie Biel enthüllt und die Enthüllung mit perlenden Getränken gefeiert.
Die Mini-Sendestation mit der Senderkennung QQTEC, Mittelwelle in Mono,
ein Geschenk der Amateurfunker an den Spiritus Rector Dr. Helmut Stein wurde auf Funktionsfähigkeit geprüft und unter Beifall für gut befunden.
Da aber die gleichen Leute aber bereits bei der alten Drehorgel gepfuscht hatten
(wieso lief der Drehorgelwalzer weiter, als sie nicht mehr gekurbelt haben?),
ist wohlwollendes Mißtrauen sicher erlaubt.
Oder ein Grinsen.
Die alte Music-Box funktionierte programmgemäß – einmal Geldeinwurf und der Optimismus der Nachkriegszeit war wieder zu hören.
Mittendrin Privatführungen vom Chef selbst durch die Sammlung, der sich über jede noch so knifflige Frage freute.
Und ringsum die eifrige Suche nach Hilversum, Krakau, Hamburg, Königs Wusterhausen
und Tirana auf den Skalen der Röhrengeräte, die damit die Welt ins Haus bringen konnten.
Selbstverständlich können diese Geräte auch bei jedem Event in der Museumshalle besichtigt werden – bitte Zeit mitbringen!
Und das steht jetzt schon fest: Beim nächsten Museumsabend wird die Geschichte der Fernseher beleuchtet.
mikkosch