Großer Beifall für Preisträger und Organisatoren
Eine Oscar-Verleihung hätte kaum eindrucksvoller ausfallen können – so darf man es sehen.
Der Initiator der 10. QQTec-Biennale, die unter dem Motto FOKUS ausgeschrieben war, schien in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst ein veritables Unwetter bestellt zu haben – der sieht sowas ja immer gerne.
Pünktlich zur Preisvergabe präsentierten sie es mit Blitzlichtgewitter und donnerndem Applaus als feierliche Umrahmung (und genauso pünktlich zog es nach dem abschließenden Sektempfang weiter).
Für die passende Einstimmung war also gesorgt.
Das war FOKUS – Ein paar Fakten:
Eingesandt wurde die ungewöhnlich hohe Anzahl von 846 Arbeiten von 301 Künstlern aus dem In- und Ausland.
Die mussten von der Jury vor einer Einladung in einem anstrengenden Ausleseprozess gesichtet werden.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre können die Räume der Galerie
in selbst verordneter Beschränkung maximal 40 Werke zeigen.
So war es keine leichte Arbeit für die Jury bis zur Endauswahl von 36 Arbeiten von 33 Künstlern.
Sie musste zu ihrem eigenen Bedauern teils harte und schmerzhafte Entscheidungen treffen.
Diese Jury stimmte darüber ab:
Kirsten Graf (Malerei)
Günter Kuschmann (Theater, Bildende Kunst)
Zoran Velinov (Malerei , Performance, Leiter der Galerie QQArt)
Guntram Walter (Fotokunst)
und
Dr. Helmut Stein als Galerist (QQArt).
Bis dahin waren ihnen nur die eingesandten Arbeiten, aber nicht die Namen der Künstler bekannt.
Erstaunlicherweise fielen die Entscheidungen über die Gewinner in den drei ausgeschriebenen Gruppen fast einstimmig.
Bemerkenswert das Engagement und der Mut einiger Teilnehmer:
Hermann Drescher legte für die drei Fahrten zwischen dem Frankenland und Hilden
zu Einlieferung, Vernissage und Preisvergabe mehr als 3000 km zurück!
Lina Bormuth hatte nur in ganz kleinem Rahmen vorher ausgestellt,
als Vita reichten ihr drei Worte: „Malen, Malen, Malen“.
Erst im Verlauf der Veranstaltung wurde bekannt:
Voller Selbstvertrauen in den Erfolg ihrer künstlerischen Zukunft hatte sie einen Lkw-Führerschein gemacht und einen alten Lkw gekauft, um zukünftige Werke in Museumsgrößen problemloszu zu künftigen Ausstellungen liefern zu können.
Bei der hiesigen Arbeit mit dem (allein schon deshalb passenden)
Namen Antrieb waren es nur 200 x 150 cm, aber die Kantenlängen ihrer anderen Werke liegen bei über 6 Metern!
Ihr aufwendiges Werk wurde belohnt mit dem Hauptpreis in ihrer Kategorie Malerei.
Auf die ersten Presseveröffentlichungen hin kamen diverse Angebote anderer Galerien – der Lkw wurde wohl nicht vergeblich angeschafft.
Ein absolutes Novum: Die mit 900×150 cm überlange Papierarbeit von Friederike Zech konnte nur im Treppenhaus der Galerie ausgestellt werden. Es wurde auf einer Seite die Wand hoch, über die Decke des Treppenhaus und auf der Gegenwand wieder abwärts.
Das hinterließ bei den über 250 Besuchern einen bleibenden Eindruck. Der Andrang zur Ausstellung, besonders bei der Vernissage und auch bei der Führung war nach all den Corona-Jahren ermutigend.
Und das sagte die RP:

Zu Preisträgern in den einzelnen Kategorien wurden bestimmt:
Malerei / Grafik

1. Lina Bormuth – Antrieb (rechts im Bild)
>Ganz in neo-surrealistischer Manier. Aus tiefem Dunkel schält sich die Figurengruppe heraus, deformativ-verletzt.
Malerisch gute handwerkliche Umsetzung.*
2. Klaus Sievers – Das Ziel (links im Bild)
> Der hintere Teil eines Pfeils, dessen Fokussierung erst links im Unbekannten außerhalb des Bildes endet
3. Lena Krashevka – Isolation#33
> Hyperrealistische Malerei über die Ausgrenzung eines Gesichts hinter eine Fokussierung abwehrende Polsterfolie. Wirkt auf den ersten Blick wie ein Photo, aber das täuscht.
Foto / Video
1. Kuesti F – Little Bag
> Der Fokus auf die Geschichte der windgetriebenen Plastiktüte von Kuesti F setzt Neugier beim Betrachter frei.
Schnörkellos, zugleich poetisch. Klar*
2. Wolfgang Kühn – Solar Stove > Die Fokussierung der Sonnenenergie durch Spiegel ermöglicht in anderen Kulturen das tägliche Kochen
3. Carlota Carbonell Valero – Die Näherin
Bildhauerei / Installation
1. Charlotte Payet – Aeternum
> Das Objekt Aeternum von Charlotte Payet entzieht sich bekannter plastischer Normen. Der Wechsel von amorphen Formen aus Keramik und PETG ergibt eine neugierig machende Stele.*
2. Christiane Crewett-Bauser – Kettenhemd: Teenie
> Nein, kein aktueller Bezug vor dem Ukrainekonflikt! Die Installation entstand bereits 2020!
Hier die Kindergröße aus einer Gruppe von drei gewalttätig wirkenden Kettenhemden,
auf die dann Patronenhülsen appliziert wurden
3. Hermann Drescher – Schleudertraum A
> Ein Panoptikum erratisch wirbelnder Bewegungen, wenn es angestoßen wird.
Die Assoziation zu einer verrückt gewordenen Wanduhr ist unvermeidlich …
* Annotationen Günter Kuschmann
Die Geldpreise für die Ersten jeder Kategorie wurden von der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert gestiftet
und von Goran Jovanović, dem Beauftragten der Sparkasse, übergeben.
Das Thema der nächsten Biennale wird voraussichtlich im Herbst 2024 bekannt gegeben.
Alle Photos © Mikko Schümmelfeder