Das war eine Filmvorführung für die ganz Speziellen.
Ein Augenzeuge, Rüdiger Daniels aus Hilden, der viele der Kabarettisten der Fünfziger bis Siebziger Jahre für’s Fernsehen auf Zelluloid gebannt hat, war bei QQTec und stellte zwei davon vor – Wolfgang Neuss und Dieter Hildebrandt.
Zur Einstimmung für die, die damals noch im Sandkasten gespielt haben:
Das waren nicht die lockeren leicht luftigen Comedians, wie wir sie heute größtenteils kennen.
Die Zeiten waren unbehaglicher. Die Nation versuchte wieder Tritt zu fassen, der kalte Krieg war allgegenwärtig und drohte jederzeit in einen heißen umzuschlagen. Der Bürger bereitete sich auf das Fallen von Atombomben vor (nicht direkt reingucken, eine Aktentasche vor’m Gesicht, das war angeblich hilfreich). Viele Politiker hatten noch ungeklärte Leichen im Gesinnungskeller, das Fernsehen sendete in Schwarz-Weiß, Playback gab’s nicht. Zusatzlich gab es ja die Konkurrenznation „TäTäErr“ nebenan, die ähnliche Probleme hatte. In die pflegte man Langhaarige und Kritiker zu wünschen, die den Muff unter den Talaren beklagten und irgendwann mal in den 68ern zu finden waren. Berlin allerdings lebte vom Chaos, da hat sich nichts geändert.
Mittendrin, auf der QQTec-Leinwand, also beispielhaft Neuss und Hildebrandt, die fleißig gepfefferte Widerworte zu salzigen Zeitläufen gaben. Besonders beeindruckend: Wolfgang Neuss einige Tage vor seinem Tod – von Drogen verwüstet, ungeschminkt und altersmürbe, aber mit hellwachem Geist.
Das Publikum im QQTec stammte aus der Zeit, konnte die Stimmen von Willi Brand, Helmut Schmidt, dann später diesem anderen Helmut und natürlich Franz-Josef, dem Bayern, zuordnen und freute sich über den Weitblick, der nach heutiger Sicht aus den damaligen Sottisen sprach.
Man genoß das Vergnügen, aus erster Hand von einem Filmemacher und Zeitzeugen informiert zu werden, der über die Jahre tatsächlich damals bis zu den Nachrufen dabei war und das nicht relativierte.
Für den RBB hat Rüdiger Daniels damals die Sendungen produziert und konnte hier aus dem Nähkästchen plaudern. Die Besucher würdigten die Anekdoten mit wissendem Grinsen.
Man war unter sich, wie es so schön heisst. Der wehmütigen Klage, daß der Saal ausnahmsweise nicht brechend voll war, stand die Freude über die wirkliche Exklusivität entgegen.