Larry Coryell – 04.11.2007, 15:00 Uhr

In dreifacher Hinsicht außergewöhnlich war das Konzert, mit dem das Kulturzentrum QQTec die Jazzsaison 2006 eröffnete. Das betraf nicht nur die Uhrzeit, Sonntagnachmittag um drei, und den Veranstaltungsort, das private Technikmuseum von Helmut Stein. Nein, außergewöhnlich war vor allem, dass unter dem Titel „Jazz Giants“ gleich drei Giganten des Jazzrock auftraten: Larry Coryell, Pionier der Fusion-Gitarre, „Weather Report“-Bassist Victor Bailey und der an den Aufnahmen von Miles Davis’ „Bitches Brew“ beteiligte Drummer Lenny White.

Was die drei verbindet: Jeder von ihnen hat die technischen Hürden seines Instruments schon vor so vielen Jahren überwunden, dass es nicht mehr um ein Kräftemessen geht, sondern nur noch um den reinen musikalischen Ausdruck. Bereits 1983 äußerte Coryell in einem Interview: „Ich war mein ganzes Leben Gitarrist, jetzt will ich Musiker sein.“ Bailey betrachtet es geradezu als Zufall, dass sein Instrument der Bass ist, und White sagte im Konzert, er habe eigene Stücke mitgebracht, um zu zeigen, „dass auch Schlagzeuger Musiker sind“.

Das im Konzert spürbare Geheimnis dieses Musikverständnisses ist das Timing, das perfekte Ineinandergreifen von polyrhythmischen Strukturen und pulsierenden Grooves, von Akkordblöcken und Singlenote-Linien, von scharf akzentuierten Unisono-Passagen und fließenden Improvisationen. Durch den Wechsel von laut und leise, von E-Gitarren- und Akustik-Sound, von satten Feedback-Effekten und zarten Flageoletts gelang es überdies, Spannung aufzubauen und immer wieder zu verblüffen. Überraschungen gab es auch bei der Auswahl der Stücke, wenn z.B. auf Baileys „Lowblow“, bei dem er die rasenden Bassläufe eine Oktave höher mitsang, ein zart hingetupftes „Black Orpheus“ folgte.

Ein angekündigter „Standard“ entpuppte sich als „Led Zeppelin“-Song von 1971, wobei Coryells Gitarre den A-cappella-Gesangspart übernahm, bevor der Riff losbretterte und sich seinen Weg zwischen den in der Halle ausgestellten Rennwagen hindurchbahnte. Den Titel „Black Dog“ verriet Bailey dann doch noch: „for all you young cats and for you old jazz heads“ (für alle jungen Typen und für die alten Jazzer unter euch). Die werden sich Ort (QQTec) und Zeit (1. Sonntag im Monat) für die Zukunft merken. Frenetischer Beifall und Standing Ovations sprachen für sich.

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